Bahnhof Simmelsdorf
Schienen oder Gewerbegebiet: beides ist möglich

 

Die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn e.V. ist besorgt über den Beschluss des Simmelsdorfer Gemeinderats, einen großen Teil des Bahnhofsgeländes zu kaufen und dort ein Gewerbegebiet zu errichten. Damit verbunden wäre ein fast vollständiger Rückbau der Gleise bis auf ein kurzes Stumpfgleis. Sämtliche Perspektiven für ein zukunftsträchtiges Bahnkonzept würden so zunichte gemacht. Die IGSB hat ein besseres Konzept entwickelt, bei dem ausreichend Platz für Gleise bleibt, aber dennoch eine große Fläche für eine bauliche Nutzung frei wird.

Die Planungen der Deutschen Bahn sehen vor, im Bahnhof Simmelsdorf sämtliche Gleis- und Weichenanlagen abzubauen. Verbleiben würde lediglich ein kurzer Gleisstummel im Bereich des Bahnsteiges; mit 100 Metern gerade so lang, dass in Simmelsdorf überhaupt noch ein Zug halten kann. Die Deutsche Bahn argumentiert damit, dass nach dem derzeitigen Fahrplan nur noch ein Gleis nötig sei. Die frei werdenden Flächen sollen verkauft werden.

 

Erst Proteste, nun Zustimmung seitens der Gemeinde Simmelsdorf

Als die Bahn im Jahr 1997 Ernst mit ihren Planungen machte und die Gleise in Zehn-Meter-Stücke zerteilte, protestierte nicht nur die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn gegen den Gleisrückbau, sondern auch Landrat Reich und Simmelsdorfs Bürgermeister Kögel. In einem Artikel der Pegnitz-Zeitung vom 15.04.1997 forderte er die "Wiederherstellung der Ausweichstrecke". Weiter heißt es: "Denn wenn der Rückbau noch weiter fortschreite sei es nach Ansicht des Simmelsdorfer Gemeindeoberhauptes nicht mehr weit, bis – natürlich wegen Unrentabilität – auch noch die Grundstücke verhökert werden." Da überrascht es schon, dass ausgerechnet die Gemeinde Simmelsdorf nun einen Großteil des Bahnhofgeländes kaufen will. Nicht um die Gleise zu sichern wie man erwarten könnte, sondern um sie abzubauen und darauf ein Gewerbegebiet anzusiedeln: Mit 11:1 Stimmen beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 10.10.2000 eine Satzung, welche die Grenzen des Baugebietes festlegt.

rueckbau_k.jpg (11780 Byte) Dort wo der Bahnsteig endet, soll der Prellbock aufgestellt werden. Das Umsetzgleis links im Bild soll ganz verschwinden, die Weiche im Vordergrund ebenso, da sie bereits auf dem zukünftigen Gewerbegebiet liegen wird.
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Keine Zukunftschancen verbauen!

Die Grenzen des zukünftigen Baugebietes stehen bereits fest und umfassen die Kreisstraße LAU 2 und die Erlenstraße einschließlich des Baywa-Geländes. Das Gleis würde demnach künftig unmittelbar nach dem Bahnsteig enden (km 9,9). Simmelsdorf ist Endbahnhof der Schnaittachtalbahn und hat damit eine strategische Bedeutung. Stutzt man den Bahnhof auf den Millimeter genau so weit zurück, dass gerade einmal der derzeitige Fahrplan aufrechterhalten kann, nimmt man sich sämtliche Möglichkeiten für ein zukunftsträchtiges Bahnkonzept auf der Schnaittachtalbahn. Dies gilt insbesondere dann, wenn auf dem Bahngelände erst einmal Häuser stehen.

So ist es beispielsweise sinnvoll, nachts zwei statt bisher einer Zuggarnitur in Simmelsdorf abzustellen, wodurch der Fahrzeugeinsatz dem Pendlerstrom angepasst werden könnte und unwirtschaftliche Leerfahrten entfielen. Gerade für einen regionalen Betreiber würde eine Übernahme der Strecke erheblich erschwert, da dieser zur Wartung und Vorhaltung von Fahrzeugen nicht ohne weiteres auf Gleise außerhalb der Schnaittachtalbahn zurückgreifen könnte. Auch lokbespannte Züge könnten nie mehr nach Simmelsdorf fahren, da diese am Endbahnhof ein zweites Gleis benötigen, über welches die Lok ans andere Zugende umgesetzt werden kann. Unter das Kapitel Güterverkehr würde damit ein endgültiger Schlussstrich gezogen, obwohl derzeit noch nicht absehbar ist, wie sich die geplante Schwerverkehrsabgabe zugunsten des Schienengüterverkehrs auswirken wird. Entsprechend könnten auch keine Dampfsonderzüge auf der Schnaittachtalbahn fahren.

 

 

Unser Alternativkonzept

Die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn hat bereits im letzten Jahr ein Alternativkonzept erarbeitet und dem Gemeinderat am 26. Oktober 1999 vorgestellt, der es einstimmig befürwortete. Wir haben den Gemeinderäten maßstäbliche Pläne überreicht und es wurde uns ein gemeinsamer Ortstermin mit Bahn und Gemeinde versprochen auf den wir jedoch noch heute warten. Die jetzt gefällte Entscheidung ist ein schwerer Schlag für die Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn, die seit Jahren für den Erhalt der Gleisanlagen kämpft. Nach unserem Konzept bleiben die Gleise 1 und 2 zwar erhalten, werden jedoch in der Länge auf ein Mindestmaß verkürzt.

Dieses sollte so bemessen sein, dass dort ein Zug mit vier bis fünf Wagen (also 106 bis 132 m) umfahren werden kann. Der Umbau ist mit minimalem Aufwand zu bewältigen: Das Gleis 2 muss lediglich zusammengeschweißt werden. Die intakte Baywa-Weiche wird um 180° gedreht. Hier laufen zukünftig Gleis 1 und 2 zu einem mindestens 26 Meter langen Umsetzstutzen zusammen. An einigen Stellen müssen noch kurze Gleisjoche angefügt werden, wofür die abzubauenden Gleise verwendet werden können. Die Gleisanlagen würden künftig nach unserem Vorschlag etwa auf Höhe der Einmündung der Bühlangerstraße enden (km 9,94). Die Fläche östlich davon stünde dann für eine städtebauliche Entwicklung zur Verfügung. Zur besseren Erschließung könnte beispielsweise die Erlenstraße quer über das jetzige Bahnhofsgelände zur Einmündung Bahnhofstraße/Bühlangerstraße verlängert werden und dabei auch gleich ein bequemer Fußweg zum Bahnsteig entstehen. Die Fläche vor dem Lokschuppen sollte freigehalten werden, dass für einen Museumsverkehr wieder ein Gleis verlegt werden kann und Güterwagen be- und entladen werden können.

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Grundstückserlöse für Verbesserungen am Bahnhof investieren

Idealerweise würde die Bahn die Einnahmen aus den Grundstückserlösen für Verbesserungen am Bahnhof investieren, um so eine städtebauliche Aufwertung des gesamten Bahnhofsviertels in Simmelsdorf zu ermöglichen: ein neuer gepflasterer Bahnsteig an Gleis 1 und eine Bahnsteigüberdachung in der Ausführung als kombinierter Bus/Bahnsteig könnten ebenso entstehen wie überdachte Fahrradständer, befestigte Park&Ride-Stellplätze, eine verbesserte Fußweganbindung zum Osternoher Weg und zur Erlenstraße sowie eine Restaurierung der Bahngebäude.

halle_k.jpg (11136 Byte) Gerade ist der Zug aus Nürnberg (links) in Simmelsdorf eingetroffen. Fahrgäste können am überdachten kombinierten Bus/Bahnsteig gleich in den Zubringerbus nach Pegnitz umsteigen. Bild: Bahnhof Halle (Westf.) an der Bahnstrecke Bielefeld – Dissen-Bad Rothenfelde.
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Derzeit ist es zwar schwierig, mit der Bahn ein solches Geschäft zu machen, da diese in mehrere rechtlich selbstständige Tochterunternehmen zersplittert ist, welche oftmals von gegensätzlichen Interessen geprägt sind. Zuversichtlich stimmt allerdings die Planung des DB-Konzerns, die Schnaittachtalbahn im Rahmen des Projektes "Regionale Netzentwicklung (Regent)" künftig aus einer Hand von einem regionalen Unternehmen betreiben zu lassen.

 

Gemeinderat Simmelsdorf muss seinen Beschluss korrigieren

Will der Gemeinderat Simmelsdorf seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren, muss er seinen Beschluss korrigieren: Die Fläche südwestlich der fiktiven Linie Bühlangerstraße – Erlenstraße ist aus dem Umgriff herauszunehmen. Das sind gerade einmal rund 40 Meter; aber diese lassen Optionen für die Zukunft offen. Noch geschickter wäre es, das Bahnhofsgelände nur unter bestimmten Bedingungen zu kaufen (siehe unten). Andernfallswerden die Erlöse aus den Grundstücksverkäufen werden dann vermutlich irgendwo in den Milliardenlöchern des DB-Konzerns verschwinden.

 

Bedingungen für den Grundstückskauf

Folgende Bedingungen sollte die Gemeinde Simmelsdorf aus unserer Sicht der Bahn für den Ankauf des Bahngeländes stellen:

Regent-Pläne konkretisieren: Der DB-Konzern muss seine Pläne bezüglich der Einrichtung regionaler Eisenbahnnetze offenlegen. Der jetzige Bürokratismus mit fünf selbständigen Tochterunternehmen ist zu beenden. Eine neue regionale Betreibergesellschaft sollte künftig neben der Durchführung des Zugverkehrs auch für die Wartung und Instandhaltung der Gleisanlagen und Bahnhöfe zuständig sein, also die Schnaittachtalbahn aus einer Hand betreiben (siehe auch gesonderter Artikel)

Nachhaltigkeit sicherstellen: der DB-Konzern muss die Befahrbarkeit des Umsetzgleises wieder herstellen, um die Option offen zu halten, auf der Schnaittachtalbahn wieder Güterverkehr oder Sonderfahrten durchführen zu können. Zusätzlich ist eine geeignete Fläche vorzuhalten, an der Güterwagen be- und entladen werden können.

Verbesserung des Bahnhofsumfeldes: Der DB-Konzern muss sich dazu verpflichten, die Einnahmen aus den Grundstückserlösen für eine Verbesserung des Bahnhofsumfeldes in Simmelsdorf zu reinvestieren (siehe oben).